Die Skulptur des akademischen Bildhauers Lan Seušek aus dem Jahr 2015 besteht aus einem tönernen Christuskörper an einem Holzkreuz, der aus einem Viertelsegment der Erdkugel emporragt. Der Globus ist nicht tot und bewegungslos, sondern erlebt „Explosionen“ und „Erdbeben“; er hat eine Öffnung – eine „Wunde“, aus der schwarzes und weißes Gestein hervorquillt, zwei schwarze Granitkeile und fünfundzwanzig spitze weiße Steinchen. Dabei sind die beiden schwarzen Granitstücke viel größer als die weißen Steinchen. Bedeutet dies, dass es in der Welt mehr Böses als Gutes gibt? Auf der Oberfläche des Globus sind außerdem die Symbole der vier Evangelisten dargestellt, als Zeugen des Geschehens, was die Dynamik der Skulptur noch verstärkt.
Am höchsten ragt das Kreuz aus der Erdwunde heraus. An das Kreuz genagelt, umarmt Christus den Querbalken. Es scheint, als ob die Nägel überflüssig sind. Sein Kopf ist zur Erdwunde gerichtet, und seine Füße sind so positioniert, dass Jesus, obwohl er angenagelt ist, am Kreuz zu uns herabsteigt. Nicht um dem Leiden zu entgehen. Wie ein barmherziger Samariter dringt er in unsere Wunden ein. Die Neigung des Kopfes Christi und die Haltung seiner Füße rechtfertigen den Titel der Skulptur: „Barmherzigkeit – der Triumph des Gekreuzigten“.
Auf der Rückseite befinden sich sieben verschiedene Steine, die die sieben Sakramente symbolisieren. Ein größerer Stein und sechs kleinere Steine, unter denen ein tönerner Fisch – ein Symbol Christi – schwimmt. Diese Steine sind auch ein Symbol für das Grab, aus dem Christus auferstanden ist. Das altgriechische Wort für Fisch lautet „ichthys“ (ἰχθύς). Für die Christen der ersten Jahrhunderte war das Wort auch ein Akronym: Ἰησοῦς Χριστός, Θεοῦ Υἱός, Σωτήρ (Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter).
Der Bildhauer verwendete Steine verschiedener Art für den Sockel, Holz für das Kreuz und Eisen für die Nägel. Christus, die Symbole der Evangelisten und der Fisch bestehen aus Ton. Christus ist Mensch geworden und ist der neue Adam. Derselbe Christus ist auch in den vier Evangelien präsent, und der Fisch ist sein Symbol.
Alle Christen – nicht nur der Papst, die Bischöfe und die Priester – sind berufen, in der Kraft des Kreuzes, ungeachtet der Explosionen und Erdbeben dieser Welt, das Sakrament der Erlösung für die ganze Welt zu werden und als Fischer die Menschen aus dem „Meer des Bösen“ zu retten. Der im Vergleich zur gesamten Skulptur kleine tönerne Fisch ist kein nebensächlicher, dekorativer und unbedeutender Zusatz, sondern ein wesentlicher Teil des Ganzen: etwas Lebendiges und sich Bewegendes; die Frucht, wegen der alles andere ist; das Ergebnis des Kreuzes; der Triumph des Gekreuzigten.
Dieser kleine Fisch, der Auferstandene Christus, lädt alle Pilger der Hoffnung im Heiligen Jahr 2025 ein, mutig zu sein. Er weckt spielerische Kreativität in uns. Er lädt uns ein, alles aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, ihn durch die vier Evangelien kennen zu lernen und ihm in der heutigen Realität zu begegnen. Gemeinsam mit ihm werden wir die rettende Spalte durch die schweren Felsen des Pessimismus heraus finden. Wir sind Hoffnungsträger und das Sakrament der Erlösung für die ganze Welt. Der Herr beschenkt uns mit unermesslicher Flexibilität, granitener Festigkeit, robustem Vertrauen und überreicher Zärtlichkeit, die aus dem Triumph seiner Liebe hervorgeht.
Bogdan Vidmar
(Nova Gorica, 28. 12. 2024)
